Wäre es erstrebenswert, wenn alle Daten der online Rezensionsforen an jene Orte zurückgebracht würden, die sie adressieren? Die interaktive Installation ‚Go Local‘ appropriiert alle online abrufbaren Rezensionen des Bahnhof Hamburg-Harburg, die sich auf Yelp und Google Rezension angesammelt haben, um sie im Bahnhofsgebäude zu zeigen. Dabei wird die ausgestellte Arbeit bald selbst zum Anlass von Kritik.
Go local 2020, Kunstverein Harburger Bahnhof
Rezensionen auf Plattformen wie Yelp und Google haben Konjunktur. Denn durch die Angebote digitaler Plattformen sollen auch schwer nachweisbare Parameter wie Attraktivität oder Beliebtheit messbar gemacht werden können. Neben der Wirtschafts- und Arbeitswelt werden lange nicht mehr nur Zahnärzte, Reiseanbieter oder Restaurants evaluiert. Auch Städte und Ortsteile unterliegen immer effektiveren Mechanismen der Auf- und Abwertung digitaler Attraktivitätsmärkte.
„Go local“ ist eine Arbeit, die für den Transit-Ort Hamburg-Harburg konzipiert wurde. Der Bahnhof ist in die Jahre gekommen und soll modernisiert werden.
Wie verschiebt sich die Bedeutung der Google und Yelp Rezensionen, wenn sie ins Analoge zurückgeführt werden? Wie verändert sich folglich die Wahrnehmung ihres Adressierungsortes? Und schließlich: Können die vielen Rezensionsbeiträge und Fotos, die in den digitalen Plattformen gepostet sind 'kunstvoll' den Bahnhof dekorieren um so zu erneuten Rezensionen seitens Reisender und Besuchenden vor Ort zu kommen? So könnte, zumindest der Möglichkeit nach, der Ort Hamburg-Harburg bei seiner Evaluation über die Attraktivitätsmärkten eine Aufwertung erfahren.
Text: Lorenz Goldstein 2020